Meldungen aus dem Landesverband Sachsen
Meldungen aus dem Landesverband Sachsen

Gedenkveranstaltung zum 20. Juli: Erinnerung an den militärischen Widerstand gegen das NS-Regime

Am 18. Juli 2025 fand eine würdige Gedenkveranstaltung zum 81. Jahrestag des Staatsstreichs auf Adolf Hitler statt. Das Landeskommando Sachsen war gemeinsam mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Sachsen, Veranstalter um gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Militär, Politik, Kirche und Gesellschaft an den mutigen Widerstand des 20. Juli 1944 zu erinnern.

Oberst Michael H. POPIELAS als Kommandeur des Landeskommandos Sachsen erinnerte daran, dass nicht allein der Zweck des Attentats entscheidend war, sondern „dass der Versuch überhaupt unternommen wurde“. In einer Zeit, in der Widerstand lebensgefährlich war, zeugt dieser Schritt von außergewöhnlichem Mut und moralischer Entschlossenheit.

Staatsminister Georg-Ludwig von BREITENBUCH, dessen Familie selbst mit dem Widerstand verbunden ist, betonte: „Sich wegducken ist leichter, viel leichter.“ Mit diesen Worten erinnerte er daran, wie schwierig es war, sich dem Regime entgegenzustellen.
Er mahnte, dass der 20. Juli keine „lichte Heldengeschichte“ sei, sondern „eine Tragödie (…) eine persönliche Tragödie, eine deutsche Tragödie“. Diese Worte rufen ins Bewusstsein, dass der Widerstand nicht glorifiziert, sondern in seiner menschlichen Tiefe verstanden werden muss.

Der Evangelische Militärdekan Klaus KAISER setzte die Geschichte der bittenden Witwe (Lk18, 1-8) in einen Zusammenhang mit der „Operation Walküre“ und dem Geschehen am 20. Juli.

Lukas 18,1–8 erzählt das Gleichnis von der bittenden Witwe, die sich nicht entmutigen lässt und immer wieder Gerechtigkeit von einem gleichgültigen Richter fordert. Ihre beharrliche Haltung wird von Jesus als Beispiel für den Glauben und das Vertrauen in Gottes Gerechtigkeit dargestellt.
Die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 standen vor einem scheinbar übermächtigen Unrechtsregime. Trotz der Gefahr für ihr eigenes Leben wagten sie den Versuch Hitler zu stürzen. Ihre Tat war ein Ausdruck von unerschütterlicher Hoffnung und moralischer Beharrlichkeit. Ganz wie die Witwe, die trotz aller Widerstände für das Recht kämpft. Kaiser erinnert dabei auch an das Schicksal der Witwen und Kinder der Attentäter, die oft bis Mitte der 50er Jahre in Westdeutschland um ihre Versorgungsansprüche kämpfen mussten.

Das Attentat vom 20. Juli 1944 war der bedeutendste Umsturzversuch des militärischen Widerstands im Deutschen Reich. Seit der Blomberg-Fritsch-Krise 1938 hatten sich Teile der Wehrmachtführung und konservative Zivilisten im Geheimen gegen Hitlers Expansionspolitik formiert.

Ziele und Motive der Verschwörer

  • Sturz der nationalsozialistischen Diktatur und Einleitung einer politischen Neuordnung, Wiederherstellung der „Majestät des Rechts“
  • Beendigung des Zweiten Weltkriegs ohne eine vollständige deutsche Niederlage.
  • Errichtung einer Übergangsregierung mit General a.D. Ludwig Beck als Staatsoberhaupt und Carl Goerdeler (ehemaliger Leipziger Oberbürgermeister) als Kanzler
  • Ethische Motivation: Abwenden weiterer Kriegs- und Verbrechensopfer sowie Gewissensnot vieler Offiziere angesichts von Holocaust und Ostfeldzug

Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg ließ am 20. Juli 1944 um 12:42 Uhr in Hitlers Lagebesprechungsraum im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ eine mit Sprengstoff präparierte Aktentasche zurück und verließ unter einem Vorwand den Raum. Kurz darauf detonierte die Bombe zwar mit tödlichen Folgen für mehrere Anwesende, Hitler überlebte jedoch mit leichten Verletzungen. Hitlers Überleben vereitelte den Erfolg des Staatsstreichs.

Die Verschwörer stützten sich auf den bereits bestehenden Einsatzplan „Walküre“, der ursprünglich dazu gedacht war, innere Unruhen im Reich schnell und konsequent niederzuschlagen. Sie aktivierten ein weitverzweigtes Netz von Offizieren in allen Wehrkreisen, um im Ernstfall sofort handlungsfähig zu sein, und bereiteten eine Regierungserklärung vor, in der Ludwig Beck als Staatsoberhaupt und Carl Goerdeler als Kanzler vorgesehen waren. Parallel dazu sollten die in Berlin stationierten Truppenteile eingesetzt werden, um die Reichsregierung sowie die SS-Einheiten auszuschalten. Die Gesamtkoordination oblag dem Ersatzheer unter der Führung von General Friedrich Olbricht, der alle Fäden zusammenlaufen ließ und den Staatstreich in geordnete Bahnen lenken wollte.

Noch in der Nacht wurden Claus von Stauffenberg, Friedrich Olbricht, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Werner von Haeften im Hof des Bendlerblocks standrechtlich erschossen. In den folgenden Tagen setzte die Gestapo eine Welle von Verhaftungen in Gang: Tausende Personen gerieten in Untersuchungshaft, über 200 Mitverschwörer wurden hingerichtet oder zum Freitod getrieben, und zahlreiche Angehörige wurden im Rahmen der Sippenhaft in Konzentrationslager verschleppt oder verhört.

Nach Kriegsende galten die Beteiligten zunächst als Verräter, geprägt durch NS-Propaganda und ein allgemeines gesellschaftliches Schweigen. Erst in den 1950er Jahren setzte eine vorsichtige Anerkennung ein, als Bundespräsident Theodor Heuss 1954 den Opfermut der Verschwörer als „Geschenk an die deutsche Zukunft“ würdigte.
Historische Debatten in den 1960er und 1970er Jahren rückten zudem zivilgesellschaftlichen und kommunistischen Widerstand ins Blickfeld und warfen neues Licht auf die Motive der konservativen Militärs. Heute gelten Stauffenberg und seine Mitstreiter weitgehend als Symbol für Gewissensstärke und ethisch begründeten Widerstand – auch wenn ihr demokratisches Profil gegenwärtig kontrovers diskutiert wird.

Der Landesverband Sachsen dankt dem Landeskommando Sachsen für die würdige Ausrichtung der gemeinsamen Veranstaltung und allen Rednern für ihre eindrucksvollen Beiträge. Das Gedenken an den 20. Juli ist Teil unserer gemeinsamen Verantwortung, die Erinnerung wachzuhalten und aus der Geschichte zu lernen.

Text: Marvin Hentschel, FSJ
 

Literaturhinweise

HEINEMANN, Wilfried: Unternehmen „Walküre“ Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944 [Zeitalter der Weltkriege, Bd. 21], Berlin 2019.

HOFFMANN, Peter: Claus Schenk Graf v. Stauffenberg und seine Brüder. Stuttgart 1992.

KARLAUF, Thomas: Stauffenberg – Portrait eines Attentäters. München 2019.

KROCKOW, Christian Gf. v.: Eine Frage der Ehre. Stauffenberg und das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944.

KRÖNER, Bernhard: Generaloberst Freidrich Fromm – „Der starke Mann im Heimatkriegsgebiet“. Paderborn 2005.

MÜLLER, Klaus-Jürgen: Generaloberst Ludwig Beck. Eine Biographie. Paderborn 2007

SCHLABRENDORFF, Fabian v.: Offiziere gegen Hitler. Zürich 1946.